Jerusalem und die Juden Die Diskussion von Themen im Zusammenhang mit Juden bereitet einige Schwierigkeiten. Die erste besteht darin, daß der Begriff "jüdisch", so wie er während der letzten 150 Jahre gebraucht wurde, zwei unterschiedliche Bedeutungen hat. Das war jedoch nicht immer so. Nehmen wir das Jahr 1760 als Vergleichszeitpunkt. Damals war die allgemein anerkannte Bedeutung des Begriffs "Jude" identisch mit dem Selbstverständnis der Juden. Obwohl die jüdische Identität damals hauptsächlich religiöser Natur war, betrachteten die Juden und die Völker, mit denen sie Kontakt hatten, dies als eine nationale Identität, auch wenn sie aufgrund ihrer Religion anders ausfiel. Für die Juden kristallisierte sich diese Ansicht in dem oft zitierten Ausspruch des im 10. Jahrhundert lebenden Weisen Rabbi Saadia ben Josef: "Unser Volk verdankt seinen Volkscharakter dem Religionsgesetz." Dieses Gesetz regelte nicht nur alle öffentlichen und private Lebensbereiche, sondern befahl auch eine strenge Trennung zwischen Juden und den Nichtjuden. Die Erfahrung bis zum Jahre 1780 könnte den Ausspruch des Weisen aus dem 10. Jahrhundert bestätigen. Damals traf es buchstäblich zu, daß ein Jude noch nicht einmal ein Glas Wasser im Haus eines Nichtjuden trinken durfte. Seit damals hat sich jedoch diese Lage durch zwei parallel verlaufende Entwicklungen geändert. Eine davon war das, was die jüdische Geschichtsschreibung "Emanzipation der Juden" nennt. Von den ersten Anfängen im Holland und England des 17. Jahrhunderts kam sie im revolutionären Frankreich und in den Ländern einschließlich der modernen Monarchien des 19. Jahrhunderts, die ihren Fußstapfen folgten, zur vollen Entfaltung. Im Laufe der Entwicklung erhielten die Juden einen beträchtlichen Teil der Individualrechte und in einigen Fällen sogar die volle rechtliche Gleichstellung. Das Ergebnis war, daß die gesetzliche Autorität der jüdischen Gemeinde über ihre Mitglieder aufgehoben wurde. Wenn z.B. im Jahre 1780 ein Jude einen anderen Wasser im Hause eines Nichtjuden trinken sah, konnte er in der Regel durch seine eigene jüdische Gemeinde nach Recht und Gesetz bestraft werden. Im Jahre 1880 war dies in den meisten Ländern aber nicht mehr möglich. Die zweite Entwicklung ist eine Folge der ersten. Einige Juden konnten, wenn sie schon "emanzipiert" waren, ihr jüdisches Erbe mehr oder weniger verleugnen und moderne Ansichten übernehmen. Dies zog natürlich tiefgreifende Änderungen nicht nur in ihrem Verhalten, sondern auch in ihrer Einstellung nach sich. Ein extremer Fall hierbei waren diejenigen, die Juden nur noch in dem Sinne blieben, daß sie nicht zu einer anderen Religion übertraten, sonst aber vielleicht jedes Interesse an jüdischen Themen verloren. Auch wenn wir die letzte Kategorie ignorieren, was ich auch tun werde, so gilt der Begriff "Jude" heute für Bevölkerungsteile, die nur wenig gemeinsam haben. Insbesondere fallen ihre Ansichten über alles "Jüdisches" einschließlich Jerusalem in der Regel weit auseinander und sind auch sehr oft diametral entgegengesetzt. Es gibt nicht mehr "allen Juden gemeinsame" Eigenschaften, und es gibt auch keine allgemeine "jüdische" Meinung über irgend ein Thema, am wenigsten in der Frage Jerusalem. Da ich die Lage in Israel bestens kenne und die Einstellung der israelischen Juden gegenüber Jerusalem auf jeden Fall von besonderer politischer Bedeutung ist, beschränke ich meine Ausführungen auf die verschiedenen Meinungen, die verschiedene Teile der israelisch-jüdischen Gesellschaft hinsichtlich Jerusalem vertreten, und auf einen Hinweis darauf, worin diese Einstellungen in der jüdischen Vergangenheit wurzeln. Moderne israelische Soziologen und Meinungsforscher sind überwiegend der Meinung, daß die jüdische Gesellschaft in Israel in zwei Teile nahezu gleicher Größe aufgespalten ist. Der wichtigste Einzelfaktor, der die Zugehörigkeit zum einen oder anderen dieser Teile bestimmt, ist die Haltung gegenüber der jüdischen Religion, ihrer Befolgung und ihres Einflusses auf politische Fragen. Nach politischen Unterscheidungsmerkmalen gehört jemand zum Likud, einer anderen der rechten Parteien und aller religiöser Parteien und ein anderer dagegen zur Arbeiterpartei und allen Linksparteien. Ein Block steht für die vollständige oder teilweise Fortsetzung der jüdischen religiösen Tradition und der andere für eine beträchtliche Änderung der Dogmen durch Einbeziehung einiger moderner Züge. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einige Angaben aus einem Artikel zitieren, den einer der angesehensten israelischen Soziologen, Baruch Kimmerling (Zmanim, Nr. 50-51, Herbst 1994) mit dem bedeutsamen Titel "Religion, Nationalismus und Demokratie in Israel" beschrieben hat. Unter Verweis auf eine Vielzahl von Untersuchungen zeigt Kimmerling überzeugend, daß die jüdische Gesellschaft in Israel in religiösen Fragen weitaus gespaltener ist, als man es im Ausland annimmt, wo der Glaube an die "allen Juden gemeinsamen" Eigenschaften und an daraus folgende Verallgemeinerungen viel weniger angezweifelt wird. So zitiert Kimmerling Daten aus einer vom renommierten Gutman-Institut der Hebräischen Universität in Jerusalem vorgenommenen Untersuchung, nach der 19 % der israelischen Juden angeben, daß sie täglich beten, und 19 % sagen, sie würden unter keinen Umständen eine Synagoge betreten. Aus diesen und ähnlichen Befunden zieht er den Schluß, daß jeder der oben erwähnten Blöcke einen harten Kern von Gläubigen mit entgegengesetzten Meinungen enthält. Viel bedeutender für unseren Zweck ist jedoch die Feststellung von Kimmerling (sowie anderen renommierten Forschern), daß der Respekt vor der Demokratie im umgekehrten Verhältnis zur Religiosität eines israelischen Juden steht. Der größte Unterschied zeigt sich in der Einstellung der jüdischen Jugendlichen gegenüber den Arabern mit israelischer Staatsangehörigkeit. Während z. B. 47 % der jungen jüdischen Befragten meinen, daß die Rechte der israelischen Araber "drastisch beschnitten" werden sollten, beträgt der entsprechende Prozentsatz bei den religiösen und weltlich eingestellten Jugendlichen 89 bzw. 13 %, wobei diejenigen, die sich selbst als "Traditionalisten" sehen, d.h. die religiösen Gebote nur teilweise beachten, zwischen beide Extreme fallen. Natürlich gibt es auch weitere Faktoren, wie die Armut. Die meisten antidemokratischen Juden sind jedoch diejenigen, die sowohl religiös als auch arm sind. Von diesen beiden Eigenschaften liefert die Religion die besten Erklärungen. Ich möchte nun zu der Einstellung gegenüber Jerusalem gehen. Dabei beginne ich mit der Haltung der religiösen Juden in Israel, die sich auf das zurückführen läßt, was ich "klassischen Judaismus" nennen würde, d. h. den Judaismus, dem die gesamte jüdische Gemeinschaft von etwa dem ersten Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts folgte und der seinen Einfluß auf etwa die Hälfte der jüdischen Gesellschaft in Israel beibehielt. Ich werde hier nicht auf die Bibel oder auf den Judaismus in biblischen Zeiten verweisen, da der "klassische Judaismus" in der Tat später durch den Talmud geformt wurde. Der biblische Einfluß, der von gegen den Judaismus rebellierenden Juden wiederbelebt wurde, spielt nur eine Rolle bei den Juden, die moderne Ansichten vertreten, insbesondere bei jenem harten Kern, der sich unter allen Umständen weigert, eine Synagoge zu betreten. Ebenfalls erwähnen werde ich nicht das, was unter dem Namen "judäo-christliche Tradition", ein in meiner Sicht ähnliches Gebräu wie Stalins "Marxismus-Leninismus", daherkommt. Desgleichen gehe ich auch nicht auf die "abrahamische Tradition" ein, einen blanken Unsinn in meiner Sicht. Jedem, der die von dem "klassischen Judaismus" durch alle Zeitalter hindurch produzierte Literatur gut kennt, ist es klar, daß Jerusalem in diesen Schriften hauptsächlich als die Stadt erscheint, in der der Tempel stand. Gerade dieser Tempel und die darin dargebrachten Tieropfer sind der Grund für die tiefe jüdische Bindung an die Stadt. Dazu gesellen sich Trauer und ein Gefühl des Verlustes, das seit der Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. andauert. Im Gegensatz zu den vielen dickleibigen Bänden der Gelehrsamkeit des "klassischen Judaismus", die in allen Einzelheiten den Tempel und alles um ihn herum - besonders die Tieropferbehandlung - beschreiben, gibt es nur wenig Literatur über die Stadt Jerusalem selbst. In den jüdischen Gebeten werden stets nur der Tempel und die darin dargebrachten Opfer erwähnt. Die zionistische Verwendung der jüdischen Gebete hat mit ihrem Inhalt genausoviel zu tun wie Stalins Zitate aus den Werken von Karl Marx. Dies ist nur möglich, weil Christen und Moslems mehr oder weniger fast gar nichts über den Judaismus wissen, weder über den klassischen noch den modernen. So ist z.B. der oft zitierte Ausruf "Nächstes Jahr in Jerusalem" in der Tat ein Teil der Feier am Vorabend des Passah-Festes, den auch viele weltliche Juden weiterhin auf alte Art und Weise begehen. In welchem Zusammenhang erscheint nun dieser Ausruf bei der Zeremonie? Ihm geht ein feierliches Gebet voran, in dem man Gott bittet, die Tieropfer im Tempel wieder zuzulassen. In jener glücklichen Zeit, so das Gebet, wird große Freude unter den Juden herrschen "angesichts des Blutes der Schafe, die auf die Seite des [Tempel-]Altars geworfen werden, um Dir, o Herr, Freude zu bereiten". Nur bei dieser Gelegenheit erfolgt der Ausruf, an den sich wiederum ein Gebet anschließt, das dem tatsächlichen Opfer eines Schafes schon während der Feier am Vorabend des Passah-Festes des nächsten Jahres erwartungsvoll entgegenblickt. Es liegt auf der Hand, daß die ursprüngliche heute noch von vielen Juden vertretene Bedeutung von "nächstes Jahr in Jerusalem" nichts anderes als "nächstes Jahr das Blut eines Schafes auf die Seite eines Altars in einem neu gebauten Tempel geworfen" besagt. Gleichzeitig hat von Weizmann bis Ben Gurion und von Begin bis zu Rabin und Peres kein einziger wichtiger zionistischer Politiker darauf gewartet, "das Blut eines auf die Seite eines Altars geworfenen Schafes" in einem jüdischen Tempel zu sehen. Es gab nichts, worum sie sich weniger kümmerten. Sie wollten nur die echten Gefühle der Religiösen für ihre eigenen Zwecke manipulieren und den Nichtjuden mit aus dem historischen jüdischen Zusammenhang herausgerissenen Zitaten imponieren. Doch ihre Politik hinsichtlich Jerusalem gründete sich nicht auf Erwägungen, die in der jüdischen Vergangenheit oder der jüdischen Religion wurzeln. Die Wallfahrten religiöser Juden nach Jerusalem, geschweige denn ihre Niederlassung in der Stadt, die seit der Zerstörung des Tempels nie unterblieb, war auch durch die tiefe Bindung an den Ort des zerstörten Tempels und an den Wunsch nach seiner Wiederherstellung motiviert. Sieht ein frommer Jude zum ersten Mal den Tempelberg (Haram Al-Scharif), so macht er zum Zeichen der Trauer einen kleinen Riß in sein Hemd oder seinen Umhang, was sich von dem aus biblischen Zeiten stammenden Brauch ableitet, seine Kleider zu zerreißen. Dasselbe Ritual führt er bei der Beerdigung einer seiner nächsten Angehörigen aus. Sein Ziel war immer der Platz direkt am Ort des Tempels oder der Ort, an dem er die beste Aussicht auf ihn hatte. In der Tat spielt die Klagemauer, historisch gesehen, nur seit relativ kurzem eine Rolle. Seit Jahrhunderten betrachtet der fromme Jude den Ölberg als heiligsten Ort in Jerusalem, da er den besten Blick auf den Tempel bietet. Die Heiligkeit der Klagemauer datiert aus dem 10. Jahrhundert, als die persönliche Sicherheit außerhalb der Mauern von Jerusalem prekär und Besuche des Ölbergs auch am Tage gefährlich waren. Die Heiligkeit der Klagemauer wurde im 16. und 17. Jahrhundert durch den jüdischen Mystizismus (die Kabbala), die damals die jüdische Religion und Kultur beherrschte, unter den Juden popularisiert und hervorgehoben. (Nebenbei bemerkt, wurden zu jener Zeit nahezu alle anderen der ziemlich zahlreichen jüdischen "heiligen Orte" in Palästina erfunden.) Die zuvor im Judaismus bekannte kabbalistische Doktrin, daß Gott die an einem heiligen Ort gesprochenen Gebete schneller als anderswo abgehaltene Gebete erhört und erwidert, half der Vorstellung über die Heiligkeit der Klagemauer stark nach. Dieses Dogma wurde schon bald auf geschriebene Gebete ausgedehnt, die zwischen die Steine der Klagemauer eingefügt wurden. Seltsamerweise existierte mit dieser tiefen Bindung an den Ort des Tempels gleichzeitig das strikte Verbot für die Juden, ihn zu besuchen. Um dieses Paradox zu erläutern, muß ich etwas über die Zeit vor 70 n. Chr., als der Tempel noch stand, einfügen. Zu jener Zeit gab es im Judaismus ausführliche Vorschriften, die Reinheit und Unreinheit regelten. Nur ein Jude im Zustand ritueller Reinheit durfte den Innenplatz des Tempels betreten, an dem die Tiere geopfert und ihre Kadaver auf dem großen Altar verbrannt wurden. Der Tempel selbst war ein kleines von großen Innenhöfen umgebenes Gebäude, das die jüdischen Priester nur im Zustand der Reinheit betreten durften. Der Eintritt eines unreinen Juden in die inneren Tempelhöfe oder eine Handlung im Tempel durch einen unreinen Priester wurde als schwere Sünde und Sakrileg betrachtet. Ein Jude konnte auf vielerlei Arten unrein werden. Die wichtigste und "ansteckendste", um einen modernen Ausdruck zu verwenden, war eine auch nur indirekte Berührung eines jüdischen Leichnams oder auch eines noch so kleinen Teils eines jüdischen Knochens, der aus auch noch so entfernter Vergangenheit stammte. (Nebenbei bemerkt, der Talmud legt fest, daß nur der tote Körper eines Juden Unreinheit verursacht. Leichname von Nichtjuden oder von Tieren haben diese Wirkung nicht.) Befand sich z.B. ein Jude auf einem jüdischen Friedhof, wurden alle Juden, die er später mit der Spitze seines kleinen Fingers berührte, ebenfalls unrein. Das galt auch für die Kleider. Unreine Juden können sich jedoch mittels eines komplizierten, mehrerer Tage dauernden Rituals wieder reinigen. Für unsere Zwecke reicht es zu erwähnen, was am 3. und 7. Tag geschah. Der noch unreine Jude mußte sich von einem reinen Priester mit Wasser besprengen lassen, das ein wenig von der Asche einer rötlichen Kuh enthielt (siehe 4. Mose 19). Rötliche Kühe wurden von Zeit zu Zeit auf dem Ölberg von einem reinen Priester geopfert. Dabei mußten sie vollkommen rot sein. Schon zwei Haare, die nicht rot waren, reichten aus, sie als Opfer auszuschließen. Da der rituelle Zustand der Reinheit nicht nur für den Eintritt in die Tempel-Innenhöfe, sondern auch für zahlreiche andere Handlungen jüdischer Anbetung erforderlich war, zogen es viele Juden damals vor, sich zu jeder Zeit rein zu halten, um Gott zu gefallen. Damit sie sich aber wieder reinigen konnten, wurden kleine Mengen der Asche der rötlichen Kuh von Zeit zu Zeit über das von Juden bewohnte Palästina verstreut. Wir besitzen solide Beweise, daß Reste der Asche der rötlichen Kuh noch bis zum 6. Jahrhundert in Galiläa aufbewahrt wurden und sich einige Priester bis damals in der Erwartung eines Wiederaufbau des Tempel selbst rein hielten. Seit jener Zeit befinden sich die Juden selbst jedoch im Zustand der rituellen Unreinheit. Somit verbieten ihnen die religiösen Verbote nicht nur, die Tempel-Innenhöfe zu befinden, sondern auch den Tempel wieder aufzubauen, der ja Reinheit verlangt. Ich möchte hier noch erwähnen, daß alle Nichtjuden, die entsprechend dem Judaismus nicht nur unrein sind, sondern auch nicht gereinigt werden können, nach einer Proklamation des Oberrabbinats (zumindest in der hebräischen Version) ebenfalls den Tempelberg nicht betreten dürfen. Die Juden, die den Tempelberg besuchten, sind genau diejenigen, die, wie schon zum Beginn meiner Ausführungen dargelegt, gegen den "klassischen Judaismus" rebellierten. Die Rabbiner und die jüdischen religiösen Parteien würden am liebsten den Tempelberg für jeden und auch für die moslemischen Beter in der Aksa-Moschee schließen, da in ihrer Sicht ihr Betreten die Heiligkeit des Ortes nicht weniger als der Eintritt ungläubiger Juden entweiht. Solche Besuche werden fortgesetzt und auch nur deswegen gefördert, weil alle israelischen Regierungen bis jetzt weltlich waren. Interessant ist dabei, daß der jüdische Untergrund die Moschee auf dem Tempelberg in die Luft jagen wollten, nachdem ein Rabbiner die Meinung vertrat, daß ein kurzzeitiges und einmaliges Betreten des heiligen Ortes durch unreine Juden zu solch einem Zwecke der langfristigen Entweihung vorzuziehen sei. Daher lassen sich die winzigen Gruppen von Juden, die den Tempel oder wenigstens den großen Altar wieder aufbauen oder den Tempelberg zum Gebet betreten möchten, nur als jüdische Häretiker beschreiben. Sie sind Sonderlinge und Dummköpfe und werden von allen echt religiösen und vielen weltlichen Juden vehement abgelehnt. Ihre stark übertriebene Bedeutung erlangten sie durch die Medien, die ihre Hanswurstereien gerne bringen, und durch das Unwissen der moslemischen Geistlichkeit und Gelehrten über den Judaismus. Doch die Unreinheit der religiösen Juden läßt sich nicht nur auf die fehlende Asche der rötlichen Kuh zurückführen. Voll rot gefärbte Kühe fand man in allen Ecken der Erde und brachte sie nach Israel, wo sie in Erwartung der für sie vorgesehenen Verwendung liebevoll umsorgt wurden. Aber hier existiert ein "Fallstrick". Wie schon zuvor erwähnt, muß der Priester, der die rötliche Kuh opfert, selbst rein sein. Andernfalls ist das Opfer ungültig und hat keine reinigende Wirkung. Da aber alle Juden einschließlich ihrer Priester seit mindestens 1400 Jahren unrein sind und ihr tägliches Leben zu ihrer Unreinheit beträgt, kann man keinen reinen Priester zum Opfern der rötlichen Kuh finden. Man glaubt nun, es sei eine der Aufgaben des Messias, einen Teil der Asche der rötlichen Kuh zu suchen oder aus dem Himmel mitzubringen und so den Prozeß der Reinigung einzuleiten. In Abwesenheit des Messias kann nichts geschehen. Möglicherweise "finden" einige treue Anhänger des Gusch Emunim einen alten Pott mit Unrat und erklären, er enthielte die Asche der rötlichen Kuh. Man kann aber sicher sein, daß nahezu alle Rabbiner solch eine "Entdeckung" mit Horror zurückweisen und ihr keine Gültigkeit zusprechen würden. Nichtsdestoweniger können, wenn auch nicht immer, die Gefühle der religiösen Juden für den Tempel und seinen Ort politische Wirkung zeigen. Die religiösen Juden in Israel lassen sich in zwei Kategorien einteilen: in jene, die die nationale religiöse Partei unterstützen oder zumindest mit ihr sympathisieren und oft "Messianisten" genannt werden, und solche, die man "Haredim" (Gottesfürchtige) nennt, und die Gebote des "klassischen Judaismus" sehr viel strenger einhalten. Der Graben geht ziemlich tief: jede Kategorie unterhält ein separates Schulsystem und separate Systeme der Kaschrut-Regeln. Außerdem gibt es einen wichtigen theologischen Unterschied zwischen ihnen. Die "Messianisten" glauben an die bevorstehende Ankunft des Messias und "die Änderung der Qualität der Zeit", wobei die Welt in eine neue Ära des "Beginns der Erlösung" eintritt. Die Juden in dieser Ära haben die Aufgabe, die besten Bedingungen für den Messias herzustellen. Die Beschlagnahme arabischen Landes in Jerusalem und die tausend Schikanen gegenüber den Palästinensern haben nach Meinung der "Messianisten" einen theologischen Zweck. Nach dem jüdischen Religionsgesetz [Halacha] dürfen Nichtjuden im Idealfall nicht in Jerusalem leben, die Stadt aber besuchen. Ferner sollten keine Gebetsorte von nichtjüdischen Religionen in Jerusalem toleriert werden. (Leser des Flavius Josephus werden sich erinnern, daß die Juden an diese Lehrmeinungen in den letzten Jahrhunderten glaubten, als der Tempel noch bestand.) Das heißt mit anderen Worten, die "Messianisten" glauben, daß Gott um so mehr erfreut und dann der "Anfang der Erlösung" sich um so schneller zu einer vollen "Erlösung" entwickelt, je weniger Juden sich in Jerusalem befinden. Die Haredim weisen jedoch solche theologischen Annahmen und deshalb auch die Politik der "Messianisten" zurück. Nach ihnen hat sich die Zeit nicht geändert. Die israelische Politik sollte als einziges Ziel das Wohlergehen der Juden und hier insbesondere der Haredim haben. Die Beschlagnahme von Land in Jerusalem ist in ihrer Sicht nur dann erlaubt, wenn sie diesem Ziel dient. Falls sie zu großen Protest hervorruft, sollte man von ihr ablassen. Das heißt mit anderen Worten, die "Messianisten" sind auch unter den religiösen Juden isoliert. Ob in der Frage Jerusalem oder auf anderen Gebieten, sie konnten nie etwas ohne ihre weltlichen jüdischen Alliierten in Israel zustande bringen. Dies ist der Grund, warum ich jetzt den Teil der israelisch-jüdischen Gesellschaft hinsichtlich ihrer Haltung gegenüber Jerusalem behandeln muß. Lassen Sie mich mit der Frage beginnen, was der israelische Jude mit einer weltlichen Erziehung, der sein Erwachsenendasein in einem vollständig weltlichen sozialen Milieu verbringt, über Israel weiß oder auch nicht weiß. Die jüdische Erziehung in Israel (geschweige in der Diaspora) ist chauvinistisch. Der Chauvinismus drückt sich in erster Linie in der Unkenntnis oder der größtmöglichen Verniedlichung der Rolle von Nichtjuden aus, die jemals in Palästina lebten oder in diesem Lande von Bedeutung waren. Die populäreren Medien verstärken diese Vorstellung der öffentlichen Erziehung nach Kräften. So wird zum Beispiel in jüdischen Schulen gelehrt und auch von der Mehrheit der israelischen Juden gegen alle historischen und archäologischen Beweisen geglaubt, daß Palästina immer nur aufblühte, wenn das Land von Juden beherrscht oder bewohnt wurde, und niemand außer den Juden zur Mehrung seines Nutzens beigetragen habe. Dieser böse Mythos wird auch auf Jerusalem angewandt. Die lange Geschichte der Stadt vor ihrer Eroberung durch König David (etwa 1000 v. Chr., das genaue Datum ist unsicher) wird entweder ignoriert oder kaum erwähnt. Behandelt wird dagegen die Geschichte der folgenden ca. 1000 Jahre, d.h. die Zeit vor der Eroberung bis zur Zerstörung der Stadt und des Tempels im Jahre 70 n. Chr., in der Jerusalem eine israelitische und dann eine jüdische Stadt war. Die Geschichte der Stadt danach wird in den jüdischen Schulen Israels oder in der Öffentlichkeit nur sehr selektiv erörtert. Dabei berücksichtigt man nur, was geschichtlichen Bezug zu den Juden hat. Die Existenz von Nichtjuden und insbesondere ihrer Herrscher in Jerusalem während dieser langen Zeit kann man zwar nicht vollständig ignorieren, wird aber einzig und allein unter dem Gesichtspunkt ihrer Haltung zu den Juden und nicht als eigenes Thema behandelt. So seltsam es auch klingen mag, man nimmt allgemein an, daß, als keine Juden in Jerusalem lebten, auch keine anderen Menschen dort vorhanden waren. Dies ist beileibe keine Übertreibung. Direkt nach der Eroberung von Ost-Jerusalem im Jahre 1967 schrieb der bekannte Liedermacher Naomi Schemer "Jerusalem, die Goldene", ein Lied, das enorme Popularität erzielte. In den entscheidenden Teilen beschreibt er Jerusalem vor der Eroberung: "Alle Marktplätze sind leer, niemand wandert von Jericho zum Toten Meer". Somit nimmt die Mehrheit der israelischen Juden an, daß der östliche Teil der Stadt vor der Eroberung durch den jüdischen Staat entvölkert war. Mit Ausnahme weniger mutiger Radikaler protestierte niemand gegen diese Annahme im Jahre 1967 und nur eine kleine Minderheit (wenn auch zugegebenermaßen sehr lautstark) protestiert dagegen jetzt. Diese Vorstellung ist eine säkularisierte Version der im Laufe der Zeit geschriebenen hebräischen religiösen Poesie, die die Stadt Jerusalem als "in Ruinen" oder "erniedrigt" beschreibt, als sie in der Tat noch von Nichtjuden bevölkert und verehrt wurde. Als ich die "historische Geographie von Palästina" an meinem Gymnasium etwa um 1950 studierte, wurde mir über die Geschichte Jerusalems von 70 n. Chr. bis zur Eroberung durch den Kalifen Omar im Jahre 638 als einzige Tatsache gelehrt, daß die Juden nur an einem Tag im Jahr in die Stadt gelassen wurden, damit sie die Zerstörung des Tempels in der Nähe betrauern konnten. Als ich einmal unschuldig fragte, was sonst noch in Jerusalem während der langen Zeit geschah, erhielt ich vom Lehrer die schroffe Antwort, daß einige Fragen nicht gestellt werden sollten. Diese Neigung der meisten israelischen Juden, die Anwesenheit von Nichtjuden zu leugnen oder herunterzuspielen, manifestierte sich in jedem Teil des Landes Israel unter israelischer Herrschaft, so z.B. im Falle der Golan-Höhen. Meron Benvenisti beschrieb diese Einstellung, die auch derzeit gegenüber den besetzten Gebieten vorherrscht (Haarez, 27. April). Er betrachtet sie als ein Symptom einer "konzeptionellen ethischen Säuberung, d.h. eine Löschung der Anderen aus dem Bewußtsein eines Menschen. Man kann nicht umhin festzustellen, daß der sogenannte 'Friedensprozeß mit den Palästinensern' in der jüdischen Gesellschaft von einem ungewöhnlich hohen und der Nähe des Rassismus liegenden Anteils an Ethnozentrismus, tribalen Formen der Moralität und der Unfähigkeit begleitet wird, zwischen dem moralischen Recht auf Existenz und der moralischen Pflicht zu anständigem Verhalten zu unterscheiden". Benvenisti zieht den meiner Ansicht nach richtigen Schluß, daß "der Oslo-Prozeß, die daraus resultierende Ideologie der Abgrenzung und die sich daraus ergebenden Sicherheitserwägungen nur die [israelische] ethnische Säuberung mit einer Aura der Ehrsamkeit übertüncht werden soll. Sicher kann man meine Verwendung des Begriffs als einen Ausdruck von Extremismus ansehen, vergleicht man ihn mit seiner normalen Verwendung als elegante Umschreibung für Vertreibungen und Massenmord. Meiner Ansicht nach können ethnische Säuberungen auch zeitlich beschränkt sein. Eine Sperrung der besetzten Gebiete oder ein Ausgehverbot, das öffentliche Plätze von 'anderen' reinigen soll, sind perfekte Beispiele solch einer konzeptionellen und zeitlich begrenzten ethnischen Säuberung". Die Vorgänge in Jerusalem sind möglicherweise besser bekannt als die Vorfälle im Westjordanland. Die Politik ist aber immer die gleiche. In diesen Ausführungen kann ich nicht alle Aspekte behandeln, die ich, sei es in Jerusalem oder einem anderen Teil Palästinas einschließlich Israel, als israelische Apartheid-Politik betrachte. Doch die Apartheid-Politik gründet sich meiner Meinung nach letztlich auf der Vorstellung, daß im Idealfall nur Juden auf jüdischem Land in einem jüdischen Staat leben sollten. Wie schon alle Gründerväter des Zionismus sagten und was bisher noch kein einziger zionistischer Führer bis zum heutigen Tag zurückgewiesen hat, können die Juden nur in einer vollständig jüdischen Gesellschaft, d.h. in einer Gesellschaft, zu der nur die Juden gehören, "normal" werden und alle Arten von "schlechten Eigenschaften" loswerden, die mit der Phrase der "Diaspora-Mentalität" beschrieben wird. Nicht nur die palästinensischen Arbeiter werden in den israelischen Medien regelmäßig als "Krebs in unserem Körper" beschrieben, sondern auch thailändische und rumänische Arbeiter, die man zu ihrem Ersatz importiert hat. Das Ideal einer ethnischen Säuberung gilt für alle Nichtjuden. Lassen Sie mich nebenbei deutlich sagen, daß diese schändliche Haltung gegenüber Nichtjuden nicht von israelischen Archäologen propagiert wurde, wie einige arabische Intellektuelle anscheinend meinen, weil sie so große Diskrepanz zu den archäologischen Funden aufweist. Kein Archäologe kann leugnen, daß vor dem 19. Jahrhundert Palästina (und nebenbei bemerkt auch Jerusalem) eine Hochblüte im späten Römischen Reich und während der frühen byzantinischen Periode (etwa vom frühen 4. bis zur Mitte des 6. Jahrhundert) erlebte, als die große Mehrheit der Einwohner Christen waren und viele von ihnen griechisch sprachen. Die israelische Archäologie hat sicherlich ihre Fehler, übt aber, falls überhaupt, einen mäßigen Einfluß auf die israelisch-jüdischen Chauvinisten aus. Die beschriebene Haltung des weltlichen jüdischen Chauvinisten in Israel läßt sich in keiner Weise mit dem "klassischen Judentum" in Einklang bringen, in dessen Namen ironischerweise Israel als "jüdischer Staat" exklusive "historische Rechte" für das "vereinigte Jerusalem" beansprucht. Der Grund hierfür liegt darin, daß die meisten heiligen Erscheinungen der jüdischen Vergangenheit einschließlich des Tempels und der Stadt Jerusalem während ihrer Existenz als jüdische Stadt dem weltlichen Chauvinisten ganz und gar zuwider sind, und ihre Wiederherstellung unwillkommen wäre. Es ist vielleicht ein neues Phänomen, das einen Zusammenhang mit dem wiedererwachten Interesse an der jüdischen Geschichte und der wachsenden Popularität ihrer revisionistischen Strömungen aufweist, die ganz anders als manchmal gedacht, sich keineswegs nur auf die Untersuchung von Ereignissen dieses Jahrhunderts beschränken. So veröffentlichte z.B. die führende israelische Zeitung Haarez in ihrer letzten Beilage zum Passah-Fest (14. April) einen Artikel, in dem zum ersten Mal gezeigt wurde, wie der Tempel tatsächlich aussah, als er damals für religiöse Handlungen und Tieropfer benutzt wurde. Der Titel lautete "Die heilige Fleischerei". (Ich habe den nicht unbegründeten Verdacht, daß die Veröffentlichung eines Artikels über jüdische Angelegenheiten unter diesem Titel in der britischen Presse einen großen Skandal auslösen würde. In Israel gab es keinen.) Unter Bezug auf die zuverlässigsten jüdischen Quellen beschrieb der Artikel, wie die Tempel-Innenhöfe während der vorgeblichen Ruhmeszeit tatsächlich aussahen und wie die ganze oder teilweise Verbrennung der Opfertiere sich auf das Leben in Jerusalem auswirkte. Der Gestank muß für moderne Nasen unerträglich gewesen sein. Desweiteren wird in dem Artikel herausgestellt, daß die geopferten Tiere gehäutet und dann in sechs Teile zerlegt werden mußten, und zwar in vier Füße sowie den oberen und unteren Teil des Körpers. All diese heilige Arbeit wurde von reinen Priestern im inneren Tempelhof vor den Augen der Menschen ausgeführt. Nach alledem war dieses Abhäuten und Tranchieren ein Lotteriespiel, bei dem festgelegt wurde, welcher Priester das begehrte Privileg erhalten würde, etwa ein blutiges Bein eines Rinds auf seine Schultern legen und es in das auf dem großen Altar lodernde Feuer werfen zu dürfen. Andere Priester buken Kuchen aus dem geheiligten Mehl und Öl in offenen um den Innenhof herum verstreuten Öfen, damit sie dann auf dem großen Altar verbrannt und in einigen Fällen auch von den Priestern gegessen werden konnten. Nebenbei bemerkt gab es eine umfangreiche durch die Jahrhunderte von den rabbinischen Weisen geschriebene Literatur, in der z.B. erörtert wurde, wie das zu opfernde Schaf genau zu häuten sei. Einige treue Anhänger des Gusch Emunim verbringen ihre ganze Zeit mit dem Studieren dieser Literatur in speziellen Jeschiwot. Die bekannteste von ihnen, Ateret Cohanim ["Diadem der Priester"] verbindet ihre Arbeit, Priester in der Darbringung von Tieropfern zu schulen, mit dem (nicht notwendigerweise immer auf gesetzliche Art gehaltenen) Erwerb von palästinensischem Eigentum in der Altstadt von Jerusalem, um fromme Juden dort anzusiedeln. Das meiste für die heiligen Ziele gesammelte Geld kommt von den frommen Juden in englischsprachigen Ländern einschließlich Großbritannien, wo es von der Steuer absetzbar ist. Würde in Großbritannien jemand vielleicht etwas mehr über die Absichten von Ateret Cohanim wissen, entzöge ihm die britische Regierung seine Privilegien. Doch die Unwissenheit über jüdische Angelegenheiten in der Vergangenheit und in der Gegenwart schließt von vornherein jede ernsthafte Debatte der Ziele solcher Institutionen aus. Diese Unwissenheit kann mitunter grenzenlos sein. In der umfangreichen Literatur über die Zeit von Jesus habe ich bisher vergeblich nach einer Beschreibung darüber gesucht, wie der Tempel aussah, als Jesus dort betete. Die Bildung solch widersinniger Begriffe wie "judäo-christliche Tradition" läßt sich solch einer Unwissenheit zuschreiben. Meine Darstellung über die Abläufe im Tempel mag etwas kurz geraten sein, vermittelt aber genügend Verständnis dafür, warum jedem weltlichen Juden, so chauvinistisch er auch sein mag, die Wiederaufnahme dieser Praktiken nur übel aufstoßen kann. Dies gilt umso mehr, sollten alle diese blutigen Einzelheiten weltweit im Fernsehen gezeigt werden. Fromme Juden würden sicherlich diese Aussichten begrüßen; für den säkularen Juden sind sie jedoch nur abstoßend. Es ist nun Zeit für einige politische Schlußfolgerungen. Zunächst einmal wird Jerusalem nie Gerechtigkeit und Gleichheit bieten und auch nie offen für alle Menschen ohne Unterschied sein, sofern wir nicht in allen Einzelheiten wissen, wer gegen diese Ziele ist und warum. Francis Bacon, einer der Gründer der modernen Wissenschaft, sagte: "Wissen ist Macht". Wer sich auch immer selbst eines genauen und ausführlichen Wissens begibt, verzichtet auch auf die Möglichkeit, die ihm und anderen zugefügten Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Keine noch so ausschweifenden Diskussionen über UN-Resolutionen können ein Ersatz für die Macht sein, die Wissen besitzt. Zweitens müssen diejenigen, die für die Nichtjuden in Jerusalem auch nur minimale Gerechtigkeit einfordern, sich vergegenwärtigen, daß sie sich mit der israelischen Macht und der starken Unterstützung einlassen, die Israel aus den USA erhält. Daher muß es unsere vornehmliche Aufgabe sein, zunächst einmal solche Forderungen zu erheben, die breite Unterstützung finden und mit voller Absicht den israelischen Ansprüchen auf Alleinherrschaft über Jerusalem entgegenstehen. Lassen Sie mich solch eine Forderung vorschlagen. Auch die israelische Regierung kann nicht leugnen, daß Jerusalem für Christen und Moslems heilige Stätten enthält. Aber sie verweigert frommen Christen und Moslems das Recht, wegen religiöser Bindungen der Juden an diese Stätten in Jerusalem zu leben. Nebenbei bemerkt, das Osmanische Reich hatte dieses Recht im Falle der Christen nicht anerkannt. Laßt uns also die Forderung erheben, daß solche Christen und Moslems, die aus religiösen Gründen in Israel leben möchten, dazu das Recht haben. Zum dritten gibt es unter den derzeitigen politischen Bedingungen nur zwei Möglichkeiten, den israelischen Versuch zu vereiteln, Jerusalem ethnisch zu säubern: mittels des Konzepts der allgemeinen Menschenrechte und insbesondere der menschlichen Individualrechte und durch die Forderung, diese für alle in Jerusalem lebenden Menschen gelten zu lassen und die Wahrheit über Jerusalem so weit wie möglich zu verbreiten. Hierzu gehört auch die Wahrheit über die Vergangenheit Jerusalems. Verfälschungen der Vergangenheit der Stadt kommen nur den derzeitigen Unterdrückungsmaßnahmen zu gute. Dies kann aber nicht geschehen, indem man die von Israel propagierten groben Mythen durch noch gröbere Mythen ersetzt, die von einigen ihrer Opponenten weiterverbreitet werden. Alle fremdenfeindlichen und reaktionären Bewegungen verfälschen die Vergangenheit, um die Gegenwart zu korrumpieren. Der Zionismus bildet dabei keine Ausnahme. Unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, solche Fälschungen aufzudecken, sondern auch Möglichkeiten für eine gerechtere Zukunft aufzuzeigen, indem wir die schwierige Vergangenheit enthüllen.
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A/ 1- Israel - ein Utopia für Auserwählte?
B/ 6- Vorurteile und Verfälschungen
C/ 12- Orthodoxie und Interpretation
D/ 23- Die Bürde der Geschichte
E/ 33- Gesetze gegen Nichtjuden
F/ 49- Politische Konsequenzen
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