24
Besatzer,
die sich besetzt
fühlen
Zu den gegen mich gerichteten Anklagepunkten
gehörte auch ein Zitat aus der Zeitung
"Dagens Nyheter", das wie folgt lautete:"Wer bei
den Israelis Misstrauen und Schrecken erzeugen
will, hat eine weitaus dankbarere Aufgabe als
jemand, der Ruhe verbreiten und an die Vernunft
appellieren will."
Mein diesbezüglicher Kommentar, den man
mir ankreidete, lautete wie folgt: "Dies wurzelt
in der Vorstellung von einem rächenden
Gott. Wer an diesen Gott glaubt, entwickelt
paranoide Züge und wird zum Gefangenen des
Schreckens und der Furcht."
Im beanstandeten Text ist die Rede von einer
Massenpsychose bei den Israelis und davon, dass
eine Paranoia regelrecht kultiviert werde. Die
Gründe dieser Paranoia sehe ich also im
Gottesbild, in der Religion selbst, und nicht in
den Menschen, welche dieser Religion
anhängen. Gar nicht selten gelangen die
Juden selbst zu solchen psychiatrisch oder
psychologisch formulierten
Schlussfolgerungen.
So schrieb Anita Goldmann, selbst feurige
zionistische Aktivistin, am 6. Juli 1989 in der
Zeitung "Göteborgsposten", einen Artikel
mit der Überschrift "Die Israelis leiden an
Grenzenlosigkeit." Man beachte die
Verallgemeinerung! Darin heisst es: "Was die
Israelis als Okkupanten von den übrigen
Kolonialisten der Geschichte unterscheid-et, ist
die Tatsache, dass sie sich nicht als
Okkupanten, sondern ganz im Gegenteil als
Okkupierte sehen. Wenn wir uns wie klassische
Kolonialisten aufführen und ein
Aussenstehender uns darauf hinweist, fühlen
wir uns verfolgt und gekränkt. Dann
müssen wir uns ver-teidigen, das heisst
angreifen, sagt der (israelische)
Psychoanalytiker Yehuakim Stein."
In Anfang des Artikels steht: "Der Psychiater
und Psychoanalytiker Yehuakim Stein gehört
zur zunehmenden Schar seiner Berufs-kollegen,
die letzthin den psychischen Puls ihres Landes
gemessen haben und dabei zur Einsicht gekommen
sind, dass der Patient an schweren
Störungen leidet.
Bei einer Konferenz, an der neulich
palästinensische und israelische
Sozialarbeiter und Psychologen teilnahmen,
meinte die Psychiatrin Rohana Merton, seit dem
Beginn der Okkupation zusätzlichen
arabischen Landes im Jahre 1967 hätten sich
die Israelis als Gruppe in regressiver
infantiler Richtung entwickelt. Sowohl Stein wie
auch Merton sprechen von der Grenzenlosigkeit
der Israelis, was bekannt-lich ein integraler
Teil der kindlichen Psyche ist, die noch nicht
richtig zwischen sich selbst und der Umwelt
unterscheiden kann. Stein spricht in konkreten
geographischen Ausdrücken. Merton meint,
die israel-ische Grenzenlosigkeit sei ein
Zeichen kollektiver Regression. Wird das
Ich-Bewusstsein des reifen Menschen durch die
Grenzenlosigkeit des Kindes ersetzt, so hat dies
direkte politische Konsequenzen.
Wer keine Grenzen kennt, dem geht sein Ich
ab, und wer kein Ich hat, der ist stets darauf
angewiesen, dass ein Aussenstehender ihn
definiert und seine Existenz rechtfertigt. Er
leidet an einem tiefgehenden Mangel an
Selbstgefühl und Selbständigkeit. In
solchen Fällen hilft ein äusserer
Feind sehr. Es gibt nämlich nichts
Fremderes als einen Feind. Wer aber einen Feind
dermassen pathologisch benötigt, der kann
sich diesem gegenüber schwerlich rational
verhalten ...
Es ist, meint Stein, kein Zufall, dass gerade
der Massada-Mythos im modernen israelischen
Bewusstsein eine so zentrale Stellung einnimmt.
Massada ist der künstlich geschaffene Berg
mitten in der Wüste, wo die letzten
jüdischen Rebellen den Römern
standhielten, bis sie einsahen, dass die
Schlacht verloren war, und kollektiv Selbstmord
begingen. Jahr für Jahr werden bei Massada
neue israelische Rekruten vereidigt. Sie
müssen schwören, Massada werde nicht
wieder fallen. Die Massada-Geschichte berichtet
davon, wie man in eine Ecke, auf einen
abgelegenen Berg, in eine Festung, in einen
Zufluchtsort für Verfolgte getrieben wird.
Die Betonung des Massada-Mythos, den der
berühmteste Feldherr der Gegenwart, Moshe
Dayan, als das wichtigste Ereignis in der
jüdischen Geschichte bezeichnet hat, zeigt
in Tat und Wahrheit, wie gross die Furcht davor
ist, dass Massada eines Tages Wirklichkeit
werden könnte.
Aufschlussreiche Worte! Die brutale
Unterdrückung, der sich die
Palä-stinenser ausgesetzt sehen, wurzelt
also in Mythen, Mythomanie und Paranoia!
|