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Der Bluff
mit den "historischen Rechten"
"Dieses Land ist die historische Heimstatt
der Juden" erklärte die Zionistische
Weltorganisation in einem Memorandum zur
Versaller Friedenskonferenz von 1919. Bei der
Proklamierung des Staates Israels am 14. Mai
1948 wurde bekräftigt, die Gründung
erfolge "aufgrund der natürlichen und
geschichtlichen Rechte" des jüdischen
Volkes.
Die These von den "historischen Rechten" ist
ein Dauerbrenner der Zionistenpropaganda und
wird regelmässig mit dem Mythos vom
"gelobten Land" verbunden, dem zufolge die Juden
einen gottgegeb-enen Anspruch auf die Herrschaft
über Palästina besitzen. (Wer sich
für Einzelheiten interessiert, dem sei
Roger Garaudys 1983 bei Shoruouk erschienenes
Buch "The Case of Israel" empfohlen.)
Beginnen wir mit der Feststellung, dass vor
dem 10. vorchristlichen Jahrhundert in der
Geschichtsschreibung der nahöstlichen
Völker nicht die allergeringsten Hinweise
auf die im Alten Testament erwähnten
Ereignisse gibt, ebenso wenig, wie sich letztere
archäologisch nach-weisen lassen. Dies wird
auch von einem Gelehrten wie Pater de Vaux
eingeräumt, dem die Anerkennung der
"Gültigkeit des Alten Testa-ments" sehr am
Herzen liegt. Man könne, meint er,
keinerlei klaren Beweise für die Existenz
der hebräischen Patriarchen, die
ägyptische Gefangenschaft oder die
Eroberung Kanaans finden. Wie bereits
erwähnt, sind diese alttestamentarischen
Erzählungen, Sagen.
Die Vorstellung von Palästina als dem
"gelobten Land" fusst einzig und allein auf dem
Alten Testament, das manche Gläubige
wortwörtlich nehmen. In Tat und Wahrheit
war die Geschichte der Hebräer (oder
Israeliten) ganz und gar nicht so ruhmwoll und
aufregend, wie es uns die Zionisten weismachen
wollen.
Ihre Geschichte kann in ihren früheren
Epochen kaum deutlich von derjenigen
Mesopotamiens, des Hetiterreiches (wo eine
indogerman-ische, keine semitische Sprache
gesprochen wurde) oder Ägyptens getrennt
werden.
Lassen wir archäologische Funde ausser
acht, welche das Vorhandensein von Menschen im
heutigen Palästina seit rund 10'000 Jahren
belegen, und beschränken wir uns auf jene
Perioden, die schriftlich dokumentiert sind, so
können wir folgendes Schema aufstellen:
1. Die frühere Bronzezeit bis ca. 2000
v. Chr. Aus jener Epoche besitzen wir (besonders
seit der Entdeckung der Eblaschriften im Jahre
1976) zahlreiche Beweise für die Existenz
einer in Kanaan ansässigen entwickelten
Zivilisation, die Völker des
westsemitischen Sprachtyps wie Aramäisch,
Kanaanitisch und auch Hebräisch umfasste.
Von jenen Sprachen war die erstgenannte, das
Aramäische, die langlebigste. Sie war zur
Zeit Jesu die Umgangssprache in Palästina.
(Anmerkung des Übersetzers: noch heute gibt
es in Syrien kleine aramäischsprachige
Gemeinschaften.)
2. Die durch massive Völkerwanderungen
geprägte mittlere Bronzezeit (2200 - 1900
v. Chr.).
3. Es schliesst sich eine neue Periode des
"städtischen Lebens" an (1900 - 1500 v.
Chr.).
4. Von der Mitte des 15. vorchristlichen
Jahrhunderts an war Ägypten die
vorherrschende Macht in jenem Gebiet. Die
Pharaonen der 18. Dynastie verwandelten
Palästina in ein ägyptisches
Grenzreich.
Auf dem mächtigen Territorium, das sich
vom Nil bis zum Euphrat erstreckt, kam es zu
unzähligen Völkerwanderungen, wobei
die migrierenden Stämme oft
aufeinanderprallten. Als die nomadisierenden
Hirtenvölker von Mesopotamien und
Transjordanien um das Jahr 2000 nach Kanaan
gelangten, fanden sie dort fest ansässige
Bewohner vor, die zivilisierten Kanaaniten. Sie
kannten das Eisen und hatten ein Alphabet. Die
nomadischen Hebräer bildeten auch nach
ihrem Übergang zu einer sesshaften
Lebensweise keine einheitliche ethnische Gruppe,
sondern bloss eine vielen Ethnien. Es
verhält sich also durchaus anders, als im
Alten Testament geschrieben steht.
Man hat nachweisen können, dass
lediglich ein Teil dieser nomadisierenden
Hebräer sich in Kanaan niederliessen. Die
restlichen wanderten nach Ägypten weiter.
Diejenigen, die in Kanaan blieben,
übernahmen die Sprache, die Schrift und
auch die Religion der Kanaaniten. So um 1400
migrierten sie wie gesagt teilweise nach
Ägypten, wahrscheinlich im Windschatten des
einfallenden Hyksosvolkes.
Als die Hyksos, ein aus dem Norden stammendes
Volk vermutlich indoeuropäischen Ursprungs,
aus Ägypten verjagt wurden, kehrten sie zu
einer nomadischen Lebensweise zurück. Die
Hebräer, welche den Schutz der Hyksos
genossen und sich deren vorherrschende Stellung
zu Nutzen gemacht hatten, wurden als deren
Komplizen allerlei Verfolgungen ausgesetzt.
Diese aufrührerische, aus verschiedenen
Bestandteilen zusammengesetzte und ethnisch
keinesfalls homogene Gruppe, deren gemeinsame
Grundlage die Feindschaft gegenüber dem
Pharao war, floh aus Ägypten. Man nannte
sie "Apiru", wovon möglicherweise die
Bezeichnung "Hebräer" kommt.
Ungefähr in dieser Form hat sich der
sagenumwobene "Exodus" aus dem Ägypterlande
wohl abgespielt, der im 2. Buch Mose als blutige
Sache geschildert wird, bei welcher Jahve als
Massenmörder waltet, um sein Volk aus der
Knechtschaft zu erlösen. Die sonst so
ergiebigen ägyptischen Quellen schweigen
aber über jene Geschehnisse.
Eine der wenigen Erwähnungen des Namens
Israel bei den Ägyptern findet sich auf
einem Denkmal, das umgefähr aus dem Jahre
1225 stammt. Dieses ist den Triumphen des Pharao
Merneptah geweiht.
In Tel-el-Amarna, der von Amenophis IV
gegründeten Hauptstadt, hat man etwa 400
Lehmtafeln gefunden. Diese künden von einem
lebhaften Briefwechsel zwischen dem Pharao und
den ägyptischen Vasallen-fürsten in
Palästina und Syrien. Israels Name taucht
hier gar nicht auf. Hingegen findet man eine
Fülle hochinteressanter Informationen
über die grossen Städte in Kanaan und
ihre Zwistigkeiten und Streitereien.
Aufgrund des Gesagten kann man
feststellen:
1) Die Fakten lassen es in keiner Hinsicht
zu, Israel irgendwelche "historischen Rechte"
auf Palästina zuzuerkennen. Als die
Hebräer als einer von vielen
Volksstämmen im Zug der aramäischen
Wanderung nach Kanaan gelangten, fanden sie dort
fest ansässige Völkerschaften vor:
Kanaaniter, Hetiter (in der Gegend des von
diesen gegründeten Hebron), Amoniter (um
Amon, das heutige Amman), Moabiter (östlich
des Toten Meeres) und Edomiter (im
Südosten).
Zugleich kam aus dem Agäischen Meer ein
anderes Volk, die indogermanischen Philister,
die sich zwischen dem Berge Charmel und der
Wüste niederliessen. Die Bezeichnung
"Palästinenser" rührt etymo-logisch
vom Wort "Philister" her. Die heutigen
christlichen und muslimischen Palästinenser
sind also keinesfalls ausschliesslich
arab-ischen Ursprungs, sondern gehen auch auf
weitaus ältere ethnische Wurzeln
zurück.
Vom 7. nachchristlichen Jahrhundert an kamen
die Araber in zunächst geringer Zahl nach
Palästina. Sie bekehrten die Mehrzahl der
Bevölkerung (darunter übriggebliebene
Kanaaniter und Hebräer) zum Islam,
vermischten sich mit ihr und brachten ihre
eigene Sprache mit. Die arabische Einwanderung
war eher ein kulturelles als ein ethnisches
Phänomen.
Die ethnischen Grundlagen der
Palästinenser sind folglich vielfacher Art;
ihre Vorväter waren Kanaaniter, Philister
und Araber. Auch die anderen Völker, welche
Palästina im Lauf der Geschichte besetzt
hielten (Perser, Griechen, Römer und
Türken) werden ihre Spuren hinterlassen
haben.
Man darf also ruhig sagen, dass die
Palästinenser die Ureinwohner jenes Landes
waren und es seit bis in graue Vorzeit
zurückreichenden Zeiten besiedelten.
Hingegen kamen die Juden als Eindringlinge.
2) Wiederholen wir es: Die "Apiru"
(Hebräer) waren bloss eines von vielen in
Kanaan eingewanderten Völkern. Zu den
anderen zählten in chronologischer
Reihenfolge Babylonier, Hetiter, Ägypter,
Perser, Griechen, Römer, Araber und
Türken (auch die Franken und Normannen, die
nach den Kreuzzügen im Lande blieben,
könnte man noch nennen). Wahrscheinlich
kamen die Hebräer im 13. vorchrist-lichen
Jahrhundert von Ägypten und liessen sich -
teils friedlich, teils nach Eroberungskriegen -
in Kanaan nieder.
Aus den sogenannten historischen Büchern
des Alten Testamentes wie z.B. den
Königsbüchern und den beiden
Büchern Samuel geht nicht nur hervor, dass
David ein ganz aussergewöhnlich grausamer
Räuber-häuptling war (vgl. etwa 2.
Samuel 12:29-31), sondern auch ein Condottiere
vom Schlag der Renaissance-Condottieri. Er
führte Söld-nertruppen an, die sich
aus Philistern und Kretern zusammensetzten. Wir
kennen ja den Ausdruck "Kreti und Pleti"
für "gemischte Gesell-schaft" oder
"jedermann". Es handelt sich hier um einen
biblischen Ausdruck (im 2. Buch Samuel, 8:18,
wird von den fremden Söldnerscharen Davids
gesprochen, den Kretern und Philistern, aus
denen in der griechischen Übersetzung
"Kreti und Pleti" wurden).
David und sein Sohn Salomon nützten die
Rivalitäten der beiden damaligen
Grossmächte Ägypten und Babylon
geschickt aus. Mit seiner Leibgarde aus Kretern
und Philistern eroberte David Jerusalem, dessen
frühere Einwohner, die Jebusiter, aber
weiterhin dort blieben.
David anvertraute das Kommando über ein
Drittel seines Heeres dem Philister Ittai aus
Gath. Während der Rebellion seines Sohnes
Absalom fand David Unterstützung beim
Ammoniterprinzen Schobi. David war nie Herrscher
eines rein jüdischen Reiches. Er schuf
einen multinationalen Staat, in dem viele
Religionen gediehen. Davids eigene Ahnin Ruth
war Moabiterin, und als David in Not geriet,
unterstellte er seine Verwandten der
Schirmherrschaft des Moabiterkönigs. Seine
Lieblingsfrau Batseba war die Gattin des
Hetiters Uria gewesen, den David
heimtückisch in den Tod gesandt sandte (2.
Samuel 11:3). Mit ihr zeugte er seinen Erben
Salomon.
Unter Salomon umfasste das Reich noch mehr
Nationen, immer vorausgesetzt, man hält die
Bibel für eine zuverlässige
geschichtliche Quelle. Salomons sagenhafter
Tempel wurde von Phöniziern errichtet, und
auch das Baumaterial erhielt er vom
Phöniziermonarchen Hiram (1. Könige
5:8).
Auch die Flotte, mit der er nach Ofir fuhr,
um Gold zu holen, war von den Phöniziern
gebaut worden, und wurde von phönizischen
Seefahrern gesteuert (1. Könige 9:27).
Salomons zahlreiche Gattinnen gehörten den
unterschiedlichsten Völkern an (1.
Könige 11: l-3). Wirklich, an diesem Reich
Davids und Salomons war nicht allzuviel
jüdisch, und dieses alte Reich soll nun als
Vorbild für den Judenstaat Israel
dienen!
Nach Salomons Ableben wurde das
Königreich in zwei Hälften geteilt,
Israel im Norden und Juda im Süden. Im
Jahre 721 v. Chr. fielen die Assyrier in Israel
ein, und anno 587 v. Chr. wurde Juda von den
Babyloniern besiegt. Die führende Schicht
Judas wurde verschleppt oder zog freiwillig nach
Babylonien. Als der Perserkönig Kyros
Babylon eroberte, liess er alle Juden
heimkehren, welche dies wünschten, doch die
meisten blieben in dem nun persisch regierten
Babylonien. Anschliessend lebten die
Hebräer der Reihe nach unter persischer,
griechischer und römischer Herrschaft. Im
Jahre 167 v. Chr. fand der Aufstand der
Makkabäer gegen den Griechenkönig
Antiochos aus der Seleukidendynastie statt.
Nach zwanzigjährigem Kampf
gründeten die Makkabäer, ein
jüdisches Priestergeschlecht, eine
Dynastie, welche auch unter dem Namen der
Hasmonäer bekannt ist. Sie ging bald an
inneren Streitigkeiten zugrunde.
Anno 63 v. Chr. wurde das von ständigen
inneren Wirren geschüttelte Palästina
von Gaius Pompeius erobert. Es wurde daraufhin
erst in ein Vasallenkönigtum unter Herodes
umgewandelt und später in eine
römische Provinz. Zweimal kam es zum
Aufstand gegen die Römer, doch beide
Rebellionen schlugen fehl. Die erste fand im
Jahre 70 n. Chr., die andere im Jahre 135 n.
Chr. statt.
Nach der Niederwerfung des zweiten Aufstands
- an seiner Spitze stand Bar Kochba, der sich
unter dem Namen "Sohn der Sterne" zum Messias
ausgerufen hatte - wurde auch der Tempel dem
Erdboden gleichgemacht. Zum Schicksal des
jüdischen Volkes wurde nun die Diaspora,
das Exil. Die Juden, die schon lange vor jenen
Ereignissen um das ganze Mittelmeer herum sowie
in Mesopotamien, dem heutigen Irak, gelebt
hatten, lebten nun überall im
Römerreich verstreut, auch in Rom selbst.
Die jüdische Gesellschaft in Palästina
hatte zu existieren aufgehört.
Was bedeutet dies alles für den
Herrschaftsanspruch der Juden über
Palästina? Die Antwort ist unzweideutig:
Die von den Zionisten gebetsmühlenhaft
wiederholten Ansprüche auf Palästina
sind historisch gesehen null und nichtig. Die
Zionisten haben die historischen Fakten
systematisch verzerrt und verfälscht, indem
sie in ihren eigenen Schulbüchern, die
allzu oft mit denen der übrigen westlichen
Welt zusammenfallen, nur eine Anzahl mehr oder
weniger zweitrangiger Ereignisse hervorheben,
die für sie von Bedeutung waren,
nämlich:
1. Die Landnahme in Kanaan zu Josuas Zeit,
welche von Bibel-forschern in die Zeit um 1200
v. Chr. verlegt wird, in Wirklichkeit aber wohl
rund 300 Jahre später stattfand. Diese
Plünderungs- und Raub-züge werden dann
von den Schriftgelehrten des 6. vorchristlichen
Jahrhunderts zu einem "Heiligen Krieg"
umgejubelt, der mit einem
überwältigenden Sieg geendet haben
soll. Mit dieser nachträglichen
Geschichtsklitterung verfolgte man
natürlich politische Absichten.
2. Die 73 Regierungsjahre Davids und
Salomons, Dabei wird natürlich sorgsamst
verschwiegen, dass jenes Reich Vasallencharakter
hatte und überdies ausgesprochen
multinational war.
3. Das Exil in Babylonien und die Heimkehr
aus der babylonischen Gefangenschaft.
Selbstverständlich wird dabei unter den
Teppich gekehrt, dass die meisten Juden dann
freiwillig in Babylon geblieben sind.
4. Die gegen das Römerreich gerichteten
Aufstände von 66-70 und 132 -135.
In der zionistischen Version der Geschichte
Palästinas fehlt der gesamte Rest, als habe
sich dort im Laufe in den Jahrtausenden vor der
Ankunft der Hebräer und in den nochmals
fast zwei Jahrtausenden zwischen der
Bar-Kochba-Rebellion und der Gründung
Israels im Jahre 1948 nichts von Bedeutung
zugetragen! Man muss in der Geschichte schon
lange suchen, bis man einen vergleichbaren Fall
von Ethnozentrismus findet.
Auf diese Weise wurde also ein folgenschwerer
Mythos ins Leben gerufen; man entnahm der gegen
fünftausendjährigen Geschichte eines
Landes willkürlich ein paar
ausgewählte Episoden: Die Einwanderung der
Hebräer - nicht aber der anderen
Volksstämme! - in Kanaan, das
Königreich Davids und Salomons - nicht aber
jene vielen anderen Reiche, die dort existiert
haben! - und die Rebellionen der Makkabäer
und Bar Kochbas - als habe es im Laufe der
Geschichte dort keine anderen Aufstände
gegeben! Ja, die Geschichte Palästinas, wie
sie den Schulkindern in Israel eingetrichtert
wird, ist eine Ansammlung von
Fälschungen.
Aber auch die "heilige Geschichte" vom
"heiligen Land", wie sie in katholischen
Katechismuskursen und protestantischen
Sonntagsschulen unterrichtet wird, ist
gleichermassen bibelzentriert und stützt
somit unfreiwillig die zionistische
Propagandaversion. Dies führt dazu, dass
unzählige Millionen Christen in aller Welt
einen Mythos für die lautere Wahrheit
halten, einen Mythos, der Entrechtung und Elend
für die Palästinenser und eine
ständige Bedrohung des Friedens nicht nur
im Nahen Osten, sondern im Weltmassstab
bedeutet. Diese Mythologie rechtfertigt
nämlich auch die territorialen Annexionen
sowie die Angriffskriege der Zionisten.
Die Zionisten bereichern ihre
Geschichtsfälschungen noch um zwei weiteren
Mythen, die wie folgt lauten:
1) Die Juden haben in Palästina dort, wo
einst Wüste stand, einen blühenden
Garten geschaffen. Damit geht die Legende vom
dereinst leeren Lande Hand in Hand, das nun dank
den Juden bevölkert ist. "Gebt ein Land
ohne Volk einem Volk ohne Land!" hatte der
englische Zionist Israel Zangwill (und nach ihm
Theodor Herzl) ausgerufen.
2) Das heutige jüdische Volk gehört
derselben Rasse an wie die alten Hebräer.
Dies rechtfertigt seine "Rückkehr" in die
"alte Heimat". - Es kann allerdings, wie wir
später aufzeigen werden, keine Rede davon
sein, dass die Juden unserer Zeit die Nachfahren
der biblischen Hebräer sind.
Als der politische Zionismus, dessen
wichtigstes Dokument Herzls 1896 verfasstes Buch
Der Judenstaat war, in seine entscheidende Phase
trat, wurde völlig ausser acht gelassen,
dass Palästina bereits bevölkert war.
Die Nichtexistenz des palästinensischen
Volkes ist eine der grundlegenden
Voraussetzungen für den Zionismus. Dieses
Dogma führte dann zu den vielen Verbrechen
der Zionisten an den Palästinensern. Wie
sagte es doch Golda Meir am 15. Juni 1969 in den
Sunday Times? "Es gab kein Volk mit dem Namen
'Palästinenser'. Es verhielt sich
keineswegs so, dass es ein
palästinensisches Volk gab, das wir dann
vertrieben und dem wir sein Land weggenommen
haben. Es gab diese Leute einfach nicht."
Wenn diese nichtexistierenden
Palästinenser wirklich so unvernünftig
sind, Widerstand zu leisten, müssen sie
eben zum Teufel gejagt oder abgeschlachtet
werden. Zu ernstgemeinten Protesten kann dies ja
nicht führen, da man blosse Phantome
verjagt oder niedermetzelt. So wird das
legitimiert, was wir als Völkermord
bezeichnen.
Als Albert Einstein den damaligen Führer
der Zionistischen Weltorga-nisation, Chaim
Weizmann, fragte, was denn mit den Arabern
passieren werde, wenn man das Land den Juden
überlassen habe, meinte dieser
verächtlich: "Welche Araber? Die spielen
doch gar keine Rolle!"
Professor Ben-Zion Dinur, der erste
Erziehungsminister des Staates Israel und ein
enger Freund Ben-Gurions, schrieb 1954 in seiner
Einführung zur von der Zionistischen
Weltorganiation publizierten Geschichte der
Haganah folgendes: "In unserem Land gibt es nur
Platz für Juden. Wir werden den Arabern
sagen: Schert euch weg! Wenn sie dieser
Aufforderung nicht gehorchen oder Ärger
machen, dann jagen wir sie eben mit Gewalt aus
dem Land."
Joseph Weitz, früherer Direktor der
Schlichtungskommission innerhalb der Jewish
Agency, schrieb 1940: "Unter uns muss
klargestellt werden, dass es in diesem Land
keinen Raum für zwei Völker gibt...
Die einzige Lösung ist Eretz Israel,
zumindest aber ein araberfreies Westisrael, und
dazu bleibt keine andere Möglichkeit, als
diese Araber in die Nachbarländer
abzuschieben."
Es gilt jedoch zu vermerken, dass ein sehr
bekannter zionistischer Pionier, Ascher
Ginzberg, der unter dem Namen Ahad Ha'am ("einer
aus dem Volk") als äusserst produktiver
Literat tätig war, bereits im Jahre 1891
folgendes zu Papier brachte: "Wir im Ausland
bilden uns ein, Palästina sei heute fast
menschenleer, eine unfruchtbare Wüste, wo
jedermann das Land kaufen kann, das er will.
Tatsache ist indessen, dass es sich nicht so
verhält. In ganz Palästina findet man
nur mit Schwierigkeiten arabisches Land, das
nicht bebaut ist... Unbebaut sind einzig und
allein Dünen und Bergzonen, wo nichts
gedeihen kann als vereinzelte Obstbäume,
und auch dort nur nach harter Arbeit."
Nein, Palästina war ganz gewiss weder
menschenleer noch vernach-lässigt und
brach. Es war besiedelt; Obstbau und
Landwirtschaft waren in vollem Aufschwung.
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